Nahrungsergänzung im Test

HAUPTSACHE GESUND | MDR FERNSEHEN | 10.04.2008 | 21:00 Uhr

Ob Arthrose, Vergesslichkeit, Prostataprobleme, Übergewicht, oder Herzbeschwerden - die Palette der Nahrungsergänzungsmittel, die den Erhalt der Gesundheit, die Heilung und Linderung vieler Beschwerden verspricht, geht ins Uferlose. Kaum ist ein neues Produkt da, gibt es unzählige Kopien. Doch wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel eigentlich?

Nahrungsergänzungsmittel - eine gute Wahl?

Die wichtigsten Gründe für die Einnahme von Nahrungsergänzung sind: Schutz vor Krankheiten, unausgewogene Ernährung, Abgeschlagenheit, Leistungssteigerung, Heilung einer Krankheit, Verzögerung von Alterserscheinungen, Rauchen sowie Medikamenteneinnahme. Das lassen sich die Deutschen jedes Jahr mehrere Milliarden Euro kosten. Stand in den 90er-Jahren Aloe Vera hoch im Kurs, erfahren in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends beispielsweise Zimt-, Kohl- oder Haifischknorpelkapseln erhöhten Zuspruch. In den seltensten Fällen ist das wirklich notwendig. Wer sich gesund ernährt, braucht keine Nahrungszusätze und profitiert auch nicht zusätzlich davon. Wer überwiegend von Currywurst mit Pommes lebt, kann seine Ernährungssünden auch mit dem Griff zur Pillendose nicht ausgleichen.

Immer wieder fragen Zuschauer, was von dem Produkt X der Firma Y zu halten ist. Das ist jedoch die völlig falsche Frage. Viel wichtiger ist, wer mit welchem Ziel seinen Speiseplan synthetisch ergänzen will. Sinnvoll kann das sein für Schwangere, ausgezehrte Greise, chronisch Kranke, Menschen, die wegen Nahrungsmitteltunverträglichkeiten oder Erkrankungen des Verdauungsapparates Schwierigkeiten haben, sich mit bestimmten Stoffen ausschließlich über Lebensmittel zu versorgen. Ein normaler gesunder Mensch braucht keine Nahrungsergänzung.

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente

Viele Händler von Nahrungsergänzungsmitteln erwecken zur Förderung ihres Geschäfts den Eindruck, es handele sich bei ihren Produkten um Medikamente. Das ist nicht der Fall. Rechtlich gesehen sind Nahrungsergänzungen Lebensmittel. Sie sollen definitionsgemäß eben gerade keine pharmakologische Wirkung haben, weil sie sonst ein Zulassungsverfahren durchlaufen müssten, in dem überhaupt erst einmal ihre Ungefährlichkeit nachzuweisen wäre.

Das teure Ende einer Kaffeefahrt

Kaffeefahrten sind bei Senioren beliebt, bilden sie doch eine kostengünstige Möglichkeit, Abwechslung in den Alltag zu bringen. Bezahlt wird die Zeche jedoch häufig auf Umwegen, und das teuer. Psychologisch geschulten Verkäufern ausgeliefert kauft so mancher völlig überteuert Produkte zweifelhaften Nutzens. Neben den berühmt-berüchtigten Heizdecken sind das auch häufig Nahrungsergänzungsmittel, da ältere Menschen naturgemäß am Thema Gesundheit besonders interessiert sind. Außerdem winken hier Gewinnmargen wie sonst kaum irgendwo. Vitaminpräparate sind Pfennigkram, bei geschicktem Marketing bezahlen Kunden aber zumeist 50 bis 70 Euro für die Monatspackung. Auf Kaffeefahrten kommt es nicht selten vor, dass den Reisenden vierstellige Summen für vorgebliche Wundermittel aus der Tasche gezogen werden. Mit einem ganz üblen Trick wird den Käufern noch suggeriert, sie hätten ein Schnäppchen gemacht.

Und zwar geht das so: Völlig legal werden billige Produkte zu einem astronomischen Preis für eine sogenannte Pharmazentralnummer angemeldet. Das ist eine ganz normale Bestellnummer, die nichts über die Qualität des Produktes aussagt.

Mit Hilfe solcher Nummern bestellen auch Apotheker ihre Waren. Fragt der Kunde nun seinen Apotheker, weil er vielleicht doch unsicher geworden ist, ob das Mittel seinen Preis wert ist, sieht der in seiner Liste, dass das Produkt beispielsweise für 1.500 Euro im Angebot ist. Der Kunde hat auf der Kaffeefahrt 1.200 Euro bezahlt und wird in seinem Glauben bestärkt, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Der tatsächliche Wert solcher Produkte wird oft fünf Euro nicht übersteigen. Bei einem solchen Spontankauf gilt ein 14-tägiges Rückgaberecht. Sein Geld wird man jedoch in den seltensten Fällen wiedersehen, da die Ganoven mit gefälschten oder ständig wechselnden Adressen agieren.

Vorsicht Nebenwirkung!

Nahrungsergänzungsmittel sind beliebt, weil viele Menschen glauben, dass man damit nichts falsch machen kann, frei nach dem Motto: "Vielleicht nützt es, zumindest aber kann es nicht schaden." Aber genau das ist falsch. In Überdosierung kann z. B. auch von Vitaminen ein erhöhtes Krankheitsrisiko ausgehen. Und wie bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel unerwünschte Wechselwirkungen auftreten können, beeinflussen manchmal auch Nahrungsergänzungsmittel die Wirkung von Medikamenten. Ginkgo und Knoblauch beispielsweise setzen die Blutgerinnung herab und können so die Wirkung sogenannter Blutverdünner verstärken. Dasselbe gilt für Ginseng, der zudem die Wirkung von Östrogen und Kortison beeinflusst. Johanniskraut kann die Wirksamkeit zahlreicher Medikamente vermindern. Nicht nur solche beliebten pflanzlichen Heilmittel sind nicht so harmlos, wie dies meist fälschlich angenommen wird. So vertragen sich beispielsweise Mineralien wie Eisen und Kalzium nicht mit der gleichzeitigen Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Außerdem können sie, wie auch Multivitaminpräparate, bei Krebspatienten die Wirkung von Strahlen- oder Chemotherapie beeinflussen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte daher stets mit seinem Arzt besprechen, ob die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels wenn schon nicht sinnvoll, dann wenigstens unbedenklich ist.

Unser Auftritt bei "Fliege" am 25.09.03

hat uns eine riesige Anzahl von Rückfragen und Broschüren-Bestellungen beschert, weil die Betroffenen von Ihrem Arzt noch immer nur die Auskunft bekommen: "Da kann man nichts machen, damit müssen Sie leben". Herr Fliege schlägt vor, man solle bei Arthrose zunächst die Empfehlungen der Arthrose-Selbsthilfe anwenden. Operieren kann man immer noch.

Telefonische Beratung wochentags unter der Nummer 0 56 62 - 40 88 51